Freiheit, viel Platz und ein zuverlässiges Fahrzeug mit viel Hubraum. So oder so ähnlich könnte es geklungen haben, wenn der Autoverkäufer von GM den Interessenten im Autohaus den Chevrolet C10 schmackhaft machen wollte.
Und damit sei nicht zuviel versprochen. Nicht umsonst baute GM den C10 in den verschiedensten Versionen und Varianten über 30 Jahre lang. Die Amerikaner liebten das Konzept des Pickups. Um von A nach B zu kommen, gab es 6-Zylinder sowie auch 8-Zylinder Motoren. Schließlich mussten die Pickpus auch etwas ziehen und bewegen können, was mit der übermäßig großen Ladefläche kein Problem darstellte. Doch könnte so ein Konzept auch in den europäischen Ländern funktionieren? So richtig hat es sich nie durchgesetzt. Alleine bei der Breite der europäischen Straßen gäbe es die ersten Probleme, wenn sich zwei solcher Pickups entgegenkommen.
Dementsprechend wenige Modelle, welche in den USA zum normalen Straßenbild gehörten, sieht man bei uns auf den Straßen.
Doch ich hatte das Vergnügen, ein besonderes Modell in Deutschland und auch noch in der Nähe meines Heimatortes, abzulichten.
Den C10 von Christopher, hatte ich für mich persönlich schon sehr lange auf der To-Do-Liste. Mich beeindruckte schon alleine die Optik des '77er C10. Als ich in Chemnitz ankam und wir uns über die ersten Fakten des Pickups unterhielten, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Einfach nur unglaublich, was an dem Fahrzeug alles geändert worden ist... Doch wer denkt, dass es auf den ersten Blick sofort auffällt, der denkt in die falsche Richtung. Alle Änderungen, die es am C10 gibt, sind so ''unscheinbar'', dass sie für den Laien absolut nicht sichtbar sind. So ging es mir auch. Im Bereich amerikanischer Pickups bin ich noch ein unbeschriebenes Blatt. Von daher, gab es viel Neues für mich zu erfahren.
Doch als allererstes stellte sich mir die Frage: Warum ein Pickup? Warum ein Ami?
Man muss dazu sagen, dass diese Fragen umso interessanter werden, je mehr man in die Autohistorie von Christopher schaut. Von alten Volvos bis hin zum Opel Ascona war da schon sehr viel dabei. Also, warum?
Angesteckt, vom amerikanischen ''Tuning-Fieber'', war Christopher schon eine sehr lange Zeit. Der Wunsch, einen V8, den man im Straßenverkehr bewegen kann, zu besitzen, wurde immer größer. Und wie es der Zufall so will, verkaufte er seinen Opel Ascona an einen Kollegen. Dessen Vater, wie soll es auch anders sein, einen C10 in der Garage stehen hatte. Nach einer Probefahrt mit dem Ami-Pickup stellte sich außerdem heraus, dass dieser zum Verkauf steht. Ein C10 mit Matching Numbers. Das heißt,
die Fahrgestellnummer passt zur Motornummer. Ein Glückstreffer. Was danach folgte, kann sich jeder vorstellen. Christopher kaufte sich den Pickup sofort.
Wer die alten Autos von ihm kennt, weiß auch sofort, dass der Pickup nicht lange original bleiben sollte.
So ging es dem Basismodell Custom Deluxe mit Servolenkung, Gummifußmatten, Vinylsitzen, keinem Dachhimmel, mechanischen Türschlössern und Fensterhebern, lackierten Stoßfängern und dem 350er V8 mit 160PS an den Kragen.
Und was tut man, wenn man einen V8 mit mageren 160PS hat? Richtig. Man schmeißt den alten Motor raus und besorgt sich einen Motor, der mehr Leistung hat und vor allem auch mehr Potential aufweist. Für Christopher führte damit an einem LS1 aus einem Pontiac GTO kein Weg vorbei. Der Motor, aus
dem Baujahr 2006 leistet 355 PS und 500 NM. Wer sich jetzt vorstellt, wie sich das in einem Pickup anfühlt, dem kann ich mit ruhigem Gewissen sagen: Sehr cool!!!
Der Motor wurde vor dem Einbau neu abgedichtet und wurde voerst original gelassen. Das Getriebe zum LS1 ist ein 4L60E 4 Gang Automatikgetriebe – ebenfalls aus dem Pontiac GTO. Im gleichen Atemzug mit dem Motorumbau wurden auch gleich diverse Anbauteile, wie zum Beispiel die Klimaanlage, welche nicht mehr genutzt wird, enfernt. Um den Motor steuern zu können und auch diverse Einstellungen vornehmen zu können, verwendet Christopher ein Paket aus einem Standalone Kabelbaum mit Steuergerät, welches auf den Namen Holley Terminator X Max- Steuerung hört.
Dieses Paket ist mit einem Touch Display ausgestattet um ganz lässig Steuergerätedaten anzupassen, zu verändern und Logs mitzuschreiben.
Das verwendete Steuergerät ist zuständig für die Motorsteuerung aber auch für die Getriebesteuerung. Das heißt, es übernimmt auch die Steuerung der Schaltzeiten, Schaltzeitpunkte und anderer wichtiger Faktoren, welche für einen reibungslosen Ablauf zuständig sind.
Wenn man sich jetzt vorstellt, wie die Federung eines '77er C10 Pickups aussieht, wird einem gleich ganz mulmig. Wie soll so ein Hubraummonster mit originaler Federung haltbar sein? Richtig, garnicht. Also baute Christopher die Hinterachse von Blattfedern auf ein Triangulated 4 Link System um. Die Kenner werden jetzt wissen, dass so ein System natürlich dafür da ist, die originalen Federn zu ersetzen und Luftbälge einzusetzen. Dies geschau rundum und alle Buchsen am Fahrwerk wurden im gleichen Atemzug durch PU-Buchsen ersetzt. Der Tank für die Bälge wurde optisch sehr dezent unter dem Fahrzeug untergebracht. Cleaner geht es einfach nicht.
Wer sich die Fotos aufmerksam angeschaut hat, dem wird auch aufgefallen sein, dass der Auspuff nichtmehr an der originalen Stelle herauskommt... Was passt natürlich zu einem LS1- Motor? Sidepipes. Soundgenuss pur sage ich euch!
Für die Abgasanlage wurden Edelstahlkrümmer verwendet, die pro Bank mit 2,5 Zoll weitergeführt werden. Die Zusammenführung der einzelnen Abgasstränge realisierte Christopher unmittelbar hinter der Kabine und lässt sie in der oben erwähnten 100mm Sidepipe enden.
Diese hängt nicht unter dem Fahrzeug, sondern wurde durch das Blech der Ladefläche geführt. So entsteht eine originale Optik, die dem Beobachter, doch leicht zum Schmunzeln bringt. Die Schalldämpfer in der Anlage sind von Simons – hier gibt es einen pro Bank und nochmal einen,
unmittelbar vor dem Endstück, für beide Bänke zusammen.
Wenn man jetzt denkt, dass die Karosserie für diverse Arbeiten angerührt wurde, der liegt falsch. Die Karosserie ist, bis auf die Einschnitte für die Sidepipes, soweit komplett original! Das konnte ich am Anfang nicht glauben, doch es ist wirklich so, Die Optik des C10 ist einfach von Haus aus schon cool.
Auch die Felgen passen sich stimmig ins Gesamtbild ein. Die American Racing Felgen in 15 Zoll waren original 8 und 10 Zoll breit... doch sie wurden auf 9.25 und 11.25 Zoll verbreitert und mit 295/50R15 hinten und 235/60R15 vorne ausgestattet. Um dem Ganzen ein cooles Finish zu geben,
entschied sich Christopher für eine ''Chrome Effect''-Pulverbeschichtung.
Und was geschah im Innenraum?
Den Innenraum räumte Christopher auf. In Fachkreisen wird soetwas auch ''gestrippt'' genannt. Das heißt, alles, was überflüssig war, flog raus. So auch der originale Innenraumteppich. Dieser wurde, damit nicht nur die blanke Karosse zu sehen ist, durch Alubutyl ersetzt. Wer bei einem Pickup aus
den 70er Jahren nach einem Fahrersitz und einem Beifahrersitz sucht, der wird leider nicht fündig. Denn das Sprichwort ''Hier sitzt man wie auf der Couch zuhause!'' kommt nicht von ungefähr. So wurde die durchgehende Sitzbank neu aufgepolstert und neu bezogen. Die alte Innenraumelektronik musste
einem neuen System inklusive Sicherungskasten, der Marke Speedway Motors, weichen.
Und was wird am C10 demnächst noch umgebaut oder optimiert? Christopher erwähnte, dass er die Nockenwellen, die Ansaugbrücke, sowie den Ventildeckel tauschen wird. Allgemein geht es darum, den Motorraum etwas ''cleaner'' zu gestalten. Dazu gehört auch, dass alle Anbauteile in schwarz gepulvert werden,
damit es noch aufgeräumter im Motorraum aussieht. Die Inspirationen kommen ihm dabei natürlich von den sozialen Medien wie Instagram, aber auch aus den Videos aus Amerika, wo sehr viele an den C10's schrauben und verrückte Ideen entwickeln.
Ich für meinen Teil bin sehr gespannt, was da alles noch folgt.
Im Gespräch war auch noch ein anderes Fahrzeug, was auf Christopher's To-Do-Liste steht. Dazu gibt es nur ein Stichwort: Impala!
👍