Dream, California, Snow, Fun?
Was würde man mit diesen Worten zwangsläufig verbinden? Richtig, wahrscheinlich sehr wenige von euch würden die Marke Opel damit in Verbindung bringen. Doch in den 80er und 90er Jahren konnte man beim Autohändler um die Ecke Autos kaufen, die auf die Ausstattungsvariante ''California'’ oder ''Snow'' hörten.
Damals Trend, heute so etwas wie Kult. Wer heutzutage eine Sonderedition des Opel Kadett E sein eigen nennen kann, kann sich glücklich schätzen. Je nachdem welches Modell man ergattern konnte, besitzt man einen sehr seltenen oder fast sogar einzigartigen Opel.
Ein wenig im Internet recherchiert, wird man gleich fündig. So sind zum Beispiel der ''Irmscher GS Kadett E'' oder der ''Arizona Kadett E'' echte Raritäten. Teils nur beim Händler als Ausstellungsstück verkauft, sind diese Teile heute fast nicht mehr aufzufinden.
Als letztes Sondermodell sollte der Opel Kadett ''Fun'' im Dezember 1990 vom Band laufen. Opel rüstete den Kadett "Fun" mit einer LS-Basis-Ausstattung aus. Doch um den Käufern das Sondermodell schmackhaft zu machen, verbaute man ein 3-Speichen-Komfort-Lenkrad, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, das LS Funktionspaket, eine Colorverglasung und außerdem lackierte man die Außenspiegel in Wagenfarbe. Klingt in der heutigen Zeit ein wenig befremdlich, oder?
Was heute zur Grundausstattung eines jeden Fahrzeugs zählt, galt damals als ''Innovation''! Doch für die damalige Zeit war die Ausstattung des Kadetts den Käufern rund 20.000 DM wert.
Damals ein normales Auto auf den deutschen und europäischen Straßen, sind die E-Kadetts im Jahr 2023 fast komplett verschwunden. Man hat das Gefühl, dass die Leute die einen fahren, das Auto lieben und niemals abgeben würden.
So konnte auch Frank einen serienmäßigen Opel Kadett E Fun ergattern. Der Kadett hatte beim Kauf originale 24.500 km auf der Uhr. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Kadett H-Zulassungsfähig ist!
Beim Kauf des Sondermodells ging es Frank eigentlich darum, einen Alltags-, beziehungsweise Winterkadett zu besorgen. Doch nach einiger Zeit mit dem Kadett sagt er selber über das Thema: "Ja, ist dann irgendwie eskaliert!''.
Durch einen Zufall wurde Frank der Kadett von einem User im Kadett-Forum angeboten. Die Fakten klangen sehr gut. Erste Hand, Vorbesitzer ein Rentner. Mit noch nicht einmal 30.000 gelaufenen Kilometern definitiv ein Kauf für Frank.
Um der Originalität und der Historie des ''Fun'' Tribut zu zollen, wurden die Kennzeichenhalter vom Erstauslieferer Auto Staiger in Leipzig (damals Opel Händler) aufbereitet und wieder verbaut.
Wiederum ist das nur die Spitze des Eisberges. Wer den Kadett von außen sieht, wird sich denken: Okay, hier wurde Hand angelegt! Und das zwar ordentlich!
Die Veränderung, die wohl am meisten heraussticht, sind die von Frank ausgewählten Felgen. Was passt am besten auf einen Opel aus den 90er Jahren? Richtig. Natürlich BBS. Doch auch in der Modellpalette von BBS wird es schwierig, sich für einen Radsatz zu entscheiden, weil es direkt für den Kadett, so gut wie nichts gibt.
Frank entschied sich für BBS RS 278. Die Suche nach diesen Felgen gestaltete sich sehr schwierig. Letzendlich hat es 11 Jahre gedauert, bis er die passenden gefunden hat. Richtig gehört... 11 Jahre! Diese fand Frank im Jahr 2018 durch einen Zufall in der Schweiz.
Die RS 278 haben im Originalzustand die Maße 7x15 ET38. Doch das sah noch nicht perfekt aus. Also lies Frank seiner Kreativität freien Lauf und schüsselte sie auf 7,5x15 ET32 und 8x15 ET27 um. Doch damit nicht genug! Schließlich fehlte noch das passende Finish für die exklusiven Räder. So wurden die Sterne hochglanzverdichtet, die Innenbetten und Sechskante in schwarz glänzend pulverbeschichtet sowie die Schrauben schwarzverchromt. Die Außenbetten bekamen eine Hochglanzpolitur und die BBS Embleme hält Frank in Gelb und Silber.
Und wer jetzt denkt, dass die Reifen bei Frank keine Rolle spielen, der irrt sich. So kamen für ihn keine No-Name-Reifen in Frage... also orderte er Toyo Proxes TR1 in 195/45 R15 rundum.
Perfekt abgerundet wird diese Kombination durch ein Gewindefahrwerk der Marke H&R. Jetzt denkt man sich: Was ist denn an so einem H&R Fahrwerk so besonders? Die Frage kann man sich leicht beantworten lassen. Das Gewindefahrwerk schmipft sich nämlich: ''Frank Edition''! So lies Frank sich ein Gewindefahrwerk nach seinen Wünschen bauen. Sozusagen ein Einzelstück! Respekt.
Im Zuge des Fahrwerkumbaus gab es für den Kadett Teile vom GSi 16V. Außerdem wurden die Originalen ''Buchsen'' durch PU ersetzt. Natürlich auch am Lenkgetriebe, den Spurstangen und anderen Stellen! Hier kann man schon sagen, dass Frank nicht ohnehin erwähnt hat, dass das Ganze etwas eskaliert sei.
Gibt man nun bei Google ''Opel Kadett Fun'' ein, wird man sehen, dass sich auch an der Karosserie einiges getan hat. Doch mir fiel beim Shooting mit auf, dass Opel dieses Fahrzeug auch so hätte ausliefern können. Die Veränderungen an der Karosserie fallen einem absolut nicht auf. Und genau das war das Ziel des Umbaus, welcher 2016 begann. Frank wollte eine ''eigene Interpretation'' in Anlehnung des Farbkonzepts von Opel Motorsport (schwarz, grau, gelb, weiß) bauen. Das ist ihm auf ganzer Linie gelungen.
So wurden die hinteren Radkästen gezogen und im gleichen Atemzug auch die hinteren Türen an den neuen Radkastenverlauf angepasst. Die Arbeit, vor der sich viele Leute scheuen, hat Frank bereits hinter sich: Der komplette Unterboden wurde abgeschliffen und mit Brantho Korrux versiegelt. Kenner werden wissen: Der Unterboden sollte Ewigkeiten halten!
Als kleine Bemerkung gab er mir eine coole Info mit auf den Weg: ''Der Karosse des Kadett ist ungeschweißt!''
Um der Optik des Kadett eine Auffrischungskur zu schenken, organisierte Frank die vordere und hintere Stoßstange vom Kadett GT Vorfacelift. Diese wurden neu lackiert und geben dem Kadett den sportlichen Touch, der ihm gefehlt hat! Auch am Heck des Fahrzeugs bediente man sich im Opel Kadett GT Regal. So gab es, um das Paket abzurunden auch einen frischen Heckspoiler vom Kadett GT.
Wenn man etwas tiefer in der ''Auto-Vergangenheit'' von Frank forscht, erfährt man auch schnell, warum gerade ein Kadett seine Leidenschaft weckt! So war das erste Fahrzeug, was sich seine Mama im Jahr 1991 gekauft hat, ein roter 1.8er Kadett GT. Wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft kann sich Frank als nächstes Projekt nur einen Kadett vorstellen, von dem noch ein paar in seinem Fuhrpark vorhanden sind.
Doch zurück zum eigentlichen Objekt der Begierde. Was treibt den Kadett E überhaupt an? Serienmäßig wurde von Opel ein 1.4 Liter 8V Motor mit strammen 60 PS ausgeliefert. Doch wenn man die Änderungen am Fahrzeug sieht, wird man sich schon denken können, dass Frank auch vor dem Motorumbau keinen Halt gemacht hat. So wanderte ein Opel C20NE 2.0L 8V mit einer damaligen Serienleistung von 115 PS in den Kadett. Kenner wissen, dass der Motor natürlich im GSi Kadett verbaut worden ist! Umso interessanter ist die Leistung, die am Ende des Motorumbaus entstanden ist. Frank schätzt die Leistung auf ca. 170PS! Da kann man sich vorstellen, was alles geändert werden musste, damit man soviel Leistungszuwachs bei einem Saugmotor bekommt...
So ist die Liste der Teile, die am Motor getauscht worden sind, sehr sehr lang. So bekam der Motor neue Kolben vom 20SEH mit höherer Verdichtung, einen von der Firma Risse Motorsport überarbeiteten Zylinderkopf mit Bronzeventilführungen und größeren Einlass- (43mm) und Auslassventilen (37mm). Ein sehr großes Thema im Bereich des Saugertunings sind natürlich die Nockenwellen. Denn woher soll sonst die Leistung kommen? So gab es für den Kadett eine CatCams 272° Nockenwelle mit feineinstellbarem Nockenwellenrad der Firma CatCams.
Natürlich gibt es noch viel mehr Teile aus dem Opel Kadett GSi-Regal, die die Leistung des C20NE nach oben treiben. Doch alle Details des Motors hier aufzulisten, würde den Rahmen sprengen!
Als wir uns zum Shooting trafen, hörte man den Kadett natürlich, bevor man ihn sah. Dies erzeugt der Auspuff, der als komplette Einzelanfertigung aus Edelstahl gefertigt wurde. Die Firma German Exhaust baute eine Auspuffanlage mit 4 in 1 Fächerkrümmer, 200 Zellen Metallkatalysator, Mittelschalldämpfer und Endschalldämpfer. Um die originale Optik beizubehalten, runden die serienmäßigen Endrohre des Kadett GSi 16V das Konzept ab.
Und wie sieht der Innenraum aus? Natürlich! Auch hier gibt es viele Teile, die dem GSi 16V- Fan bekannt vorkommen! So gab es für den ''Fun'' die komplette Ausstattung aus einem 5-Türer Kadett GSi 16V! Und das heißt nicht nur, dass die Sitze kurz mal getauscht worden sind. Frank ersetzte alle Kabelbäume, rüstete eine Sitzheizung nach und ergänzte die Rückbank mit Kopfstützen! Hier merkt man, dass Frank auch auf die Arbeit Wert legt, die man nicht auf den ersten Blick sieht.
Um dem ganzen noch einen modernen Touch zu geben, bezog er den Dachhimmel mit schwarzem Alcantara, und verbaute passend dazu, schwarze Sonnenblenden vom Astra F Cabrio. Die störenden, grauen Kleinteile, die es überall im Kadett gab, lackierte er ebenfalls schwarz. Und hört der moderne Kadett ''Fun''-Fahrer auch Radio? Ganz gewiss! Denn auch hier gibt es etwas Besonderes. Das originale ''Fun Radio'' ist gerade in einer Oldtimerradiowerkstatt und wird dort mit neuen Endstufen, DAB+ Empfang und Bluetooth-Schnittstelle ausgerüstet. Kaum zu glauben, wieviel Liebe hier ins Detail gesteckt wird.
Ich selbst kann zu dem Umbau nur sagen: Alles rundum stimmig und perfekt aufeinander abgestimmt. So kann man sich darauf freuen, was Frank wohl als nächstes baut!
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